Wir sind alle verschieden und doch eins

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Integration

Frauenkurs mit Kinderbetreuung in Bad Schwalbach / Angebot des Internationalen Bund (IB) Wiesbaden stößt auf reges Interesse

Frauenkurs mit Kinderbetreuung in Bad Schwalbach

Alia floh vor vier Jahren mit zwei Kindern und ihrem Mann vor dem Krieg in Syrien. Seitdem wohnt sie in Bad Schwalbach, ihr drittes Kind kam hier zur Welt. In ihrer Heimat war sie Erzieherin; da sie aber ohne die nötigen Papiere nach Deutschland kam, kann sie hier nicht sofort wieder arbeiten. Dabei ist ihr Deutsch schon ganz gut, denn sie bekommt viel Hilfe von ihrem 16-jährigen Kind.
Alia ist froh, im „Frauenkurs mit Kinderbetreuung“ zu sein, einem niedrigschwelligen Deutschkursangebot des Internationalen Bund (IB) Wiesbaden, der seit Mitte Oktober einmal wöchentlich in Bad Schwalbach stattfindet. Hier trifft sie ihre Freundinnen und lernt weitere Frauen kennen. Jede Woche steht ein anderes Thema im Mittelpunkt. Heute sprechen sie über eine Plakataktion zum Thema „Wir sind alle verschieden und doch eins“, die im Zuge eines Schülerwettbewerbs des Präventionsrates Unterer Rheingau ins Leben gerufen wurde. Das sehen die Frauen genauso. Sie reden über ihre Ansicht des Slogans und lachen, als sich als eine Gemeinsamkeit „Pizzaessen“ herausstellt. Einige der Frauen sind bereits seit fünf Jahren hier und sprechen kaum ein Wort Deutsch. Auch deshalb ist es für die Deutschlehrerin eine große Herausforderung, auf die sprachlichen Unterschiede einzugehen.
Doch auch die beiden erfahrenen Kinderbetreuerinnen haben Einiges zu tun. Die Altersspanne der Kinder liegt zwischen einem halben und fünf Jahren. Die meisten Kinder sind es nicht gewohnt, sich von ihrer Mutter zu trennen und weinen, sobald die Mütter den Spielraum verlassen, um in den Kursraum zu gehen. Doch auch den Müttern fällt die Trennung schwer, so dass sie immer wieder nachschauen, was ihr Kind macht. Die Betreuerinnen bemühen sich, ihnen verständlich zu machen, dass sie sich gut um das Kind kümmern und sie geholt werden, wenn es nötig ist. Hier wird auch der Kulturunterschied deutlich.
Dass Interesse am „Frauenkurs mit Kinderbetreuung“ besteht, wurde direkt am ersten Tag deutlich: Der Zulauf zum Kurs war enorm, es standen 34 Frauen und 18 Kinder in den Räumen vom „Haus der Vereine“.
Der Weg bis zum Start dieses Angebotes war schwieriger als zunächst gedacht. Da der Bedarf in vielen Kommunen und vor allem auch in den Unterkünften des Rheingau-Taunus-Kreises nach Einstiegs-Deutschkursen für Frauen mit kleinen Kindern groß ist, wurden nach erfolgreicher Suche im Mai 2019 Betreuerinnen und Betreuer eingestellt, um die Kinderbetreuung während der Deutschkurse zu gewährleisten. Die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Binia Ehrenhart-Rosenberger, der Fachdienst Migration und die Jugendhilfe des Rheingau-Taunus-Kreises freuen sich über die Bereitschaft der Helferinnen und Helfer, die vor allem für die Kinder in den kreiseigenen Flüchtlingsunterkünften eingesetzt werden.
Mit dem IB wurde schnell ein Träger gefunden, der die „Niedrigschwelligen Frauenkurse“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge anbieten konnte. Doch zwei passende Räume, mindestens zwei erfahrene KinderbetreuerInnen und eine geübte Dozentin zu finden, erwies sich als Herausforderung, die jedoch gemeistert wurde. Das größte Problem war aber die Finanzierung der Kinderbetreuung: Die Bundes- und Landesprogramme für Sprachvermittlung bieten keine oder nur eine sehr geringe finanzielle Vergütung. Deshalb sprang das Gleichstellungsbüro des Kreises für die Finanzierung eines Moduls über sieben Wochen ein. Danach ist die weitere Finanzierung noch nicht geklärt. Ein großer Wunsch ist es, dass die Stadt Bad Schwalbach dieses Projekt mit unterstützt. Wie Binia Ehrenhart-Rosenberger berichtet, wird aktuell nach einer passenden Lösung gesucht, die für alle Parteien zufriedenstellend ist.

Foto: Kinderbetreuung im Deutschkurs für Frauen.

Frauenkurs mit Kinderbetreuung in Bad Schwalbach.