„Wir arbeiten intensiv an der leistungsfähigen, digitalen Infrastruktur für unsere Schulen“

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Schule

Landrat Kilian und Schul-Dezernent Scholl zum aktuellen Stand der Digitalisierung der Schulen im Kreisgebiet / DigitalPakt Schule läuft seit 2019

Landrat Kilian und Schul-Dezernent Scholl zum aktuellen Stand der Digitalisierung der Schulen im Kreisgebiet / DigitalPakt Schule läuft seit 2019

„Digitale Geräte, Software und Plattformen prägen nicht nur die Gesellschaft und die Arbeit der Zukunft, sie verändern auch das Lernen. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie wissen wir deshalb: Jede Schule braucht eine leistungsfähige digitale Infrastruktur“, betont Schul-Dezernent Rainer Scholl. Landrat Frank Kilian ergänzt: „Im Landkreis wurde das Ziel frühzeitig formuliert, um die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung unserer Schulen zu schaffen. Wir wussten aber frühzeitig, dass dies eine Mammutaufgabe ist, da sich ‚Variablen in der Aufgabe‘ ständig verändern, mit unterschiedlichen Fördermittelgebern und Vertragspartnern zu rechnen ist und auch eine tragfähige Basis geschaffen werden musste.“

„Trotz Corona-Pandemie kommen wir sehr gut mit dem geförderten Breitbandausbau im Kreisgebiet voran“, zieht Landrat Frank Kilian eine positive Zwischenbilanz. „Zeuge für diese Aktivitäten sind die unzähligen Gräben für die Erdverkabelung, die derzeit in den Kommunen, aber auch zwischen den Ortslagen zu sehen sind“, so der Landrat. In vielen Straßen werden zudem neue Verteilerkästen aufgebaut, andere umgerüstet. Ende 2021 soll das aktuelle Förderprogramm für den Breitbandausbau abgeschlossen sein, von dem alle profitieren werden; vor allem natürlich die Schulen.

Insgesamt stehen 46 Schulen unter der Verwaltung des Rheingau-Taunus-Kreises. Für alle sollen die gleichen Bedingungen gelten sowie möglichst die notwendige Ausstattung an digitalen Geräten vorhanden sein und die Breitbandverkabelung bis in alle 115 Ortsteile der 17 Kommunen erfolgen. Der Druck nahm zuletzt unter den Corona-Bedingungen zu. „In der Corona-Krise mit den zeitweiligen Schließungen der Bildungseinrichtungen hat die Digitalisierung der Schulen noch einmal an Fahrt gewonnen“, so der Landrat. Gleichzeitig gilt es unterschiedliche Förderprogramme zu koordinieren und miteinander abzustimmen.

„Der DigitalPakt Schule, der 2019 bereits aufgesetzt wurde, ist ein Programm des Bundes und der Länder für eine bessere Ausstattung von Schulen mit digitaler Technik“, sagt Scholl. Dieses wurde also schon vor Beginn der Corona-Pandemie entwickelt und entsprach der Erkenntnis, dass Deutschland bei der Digitalisierung im europaweiten Vergleich weit zurücklag. Damit sollte unter anderem „der Aufbau oder die Verbesserung der digitalen Vernetzung in den Schulgebäuden und auf den Schulgeländen, schulisches WLAN, der Aufbau und die Weiterentwicklung digitaler Lehr-/Lern-Infrastrukturen, die Anschaffung von Anzeige- und Interaktionsgeräten sowie Arbeitsgeräten und zuletzt schulgebundener mobiler Endgeräte finanziell gefördert werden“. Der Schul-Dezernent: „Dafür bedarf es einer strukturierten Verkabelung und eines flächendeckenden WLAN:“

„Dafür hat der Rheingau-Taunus-Kreis bereits vor dem Inkrafttreten des DigitalPaktes 2019 Voraussetzungen geschaffen“, ergänzt Landrat Frank Kilian und weiter: „Der Breitbandausbau ist ein weiteres Programm des Bundes, das unabhängig von Digitalpakt den Ausbau der Bandbreite von Internetanbindungen fördert.“ Kritik an dem gut gemeinten Programm gab es vielfach, von der Überfrachtung mit bürokratischen Vorgaben bis hin zu den oftmals veränderten Förderrichtlinien, die von dem Landkreis neue, teilweise weitergehende Anträge erforderte.

Das Programm startete bundesweit zudem in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwunges in Deutschland. „In dieser Zeitspanne fehlten wegen starker Auslastung der Auftragsbücher bei Elektrofirmen die Kapazitäten zur Umsetzung der wichtigen Arbeiten“, so der Landrat. Die Nachfrage nach den Leistungen der Betriebe stieg auch wegen des Programmes stark an. Die Folgen waren Zeitverzögerungen: „Oftmals mussten Ausschreibungen wiederholt werden – die angestrebten Umsetzungen der einzelnen Vorhaben mussten verschoben werden.“

Frank Kilian: „Der Rheingau-Taunus-Kreis ist bei der flächendeckenden WLAN-Ausstattung zum heutigen Zeitpunkt sehr gut aufgestellt.“ Doch die Anforderungen an ein ‚schnelles Internet‘ verändern sich fast täglich. „High-Speed ist gefordert. Immer mehr Datenvolumen soll noch schneller auf der Datenautobahn verschickt werden können“, sagt Kilian. Wer Arbeiten von Zuhause aus oder Lernen von Zuhause aus präferiert, der muss auch leistungsfähige Glasfaserleitungen anbieten können. Der Kreis war und ist da auf einem guten Weg.

Wegen der Pandemie musste im vergangenen Jahr jedoch vom ursprünglichen Zeitplan abgewichen werden. „Wir mussten sehr flexibel auf die aktuelle Lage sowie die veränderten Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie reagieren. Der Lockdown im März 2020 erforderte neben der Aufrechterhaltung des Regelbetriebes in der Verwaltung, der Planung, Durchführung und finanzieller Abwicklung von EDV-Neuausstattungen, zusätzliche Aufgaben bei gleichbleibendem Personal, weswegen Digitalpakt-Planungen und die damit verbundenen Antragstellungen ins Stocken geraten sind“, berichtet Rainer Scholl.

Auf die gesteigerte Nachfrage nach digitalen Techniken und Geräten, wie beispielsweise IPads, folgten leere Lager und lange Lieferzeiten, die wiederum den Beschaffungsprozess verzögerten, bzw. neue Ausschreibungen erforderten. Kilian: „Die Umstellung der WLAN-Technik erforderte ein eigenes Management und dazu passende Lizenzen, die wiederum beschafft und zunächst getestet werden müssen, bevor für uns ein flächendeckender Einsatz sinnvoll erscheint.“ So wurden seit Juni 2020 2.100 neue IPads inklusive Bereitstellung bedarfsgerechter Apps bis Anfang dieses Jahres beschafft. Für diesen Erwerb können Gelder aus dem Sofortausstattungsprogrammes des Bundes mit zirka 910.000 Euro ausgeschöpft werden. Aber auch aus kreiseigenen Mitteln konnten weitere Bedarfe gedeckt werden. Scholl: „Es würde uns die Arbeit erleichtern, wenn der bürokratische Aufwand für die Abwicklung nicht so hoch wäre.“

So erinnert Rainer Scholl daran, dass es viele Anfragen zur nur langsam voranschreitenden Digitalisierung der Schulen gibt, deren Beantwortung zeitintensiv ist. Den zuständigen Fachdiensten im Kreishaus werden zudem neue Aufgaben ohne das notwendige Personal vom Land zugewiesen; etwa beim „Programm Lehrerendgeräte“. Hinzu kommen die Einhaltung der vergaberechtlichen Bestimmungen, die Erfüllung der Nachweispflichten über die verschiedenen Fördermittel, die Abstimmungsprozesse über die einzusetzende Technik und die Beschaffung geeigneter Lizenzen.

Schul-Dezernent Scholl: „Hinzu kommt, dass die flächendeckende WLAN-Ausstattung in Schulen zwar stark vorangetrieben wird, der Breitbandausbau aber noch andauert. Das bedeutet, dass die Schulen die eingebaute und in Betrieb genommene Technik, gegebenenfalls nur bedingt nutzen können, da die Bandbreite unzureichend ist.“ Der Ausbau erfolgt durch die Telekom und lässt sich nur bedingt beschleunigen.  Bis Ende 2021 soll der Breitbandausbau abgeschlossen sein. Dann ist Glasfaser bis zu den Schulgebäuden verlegt. Danach erfolgt noch die sogenannte Inhouse-Verkabelung,

Landrat und Schul-Dezernent verweisen zudem auf ein Manko von Förderprogrammen, die nicht Gleichheit schaffen. „Für solche Fehler im Fördersystem kann ein Kreis nicht verantwortlich gemacht werden.“ Denn: 17 Bildungseinrichtungen des Rheingau-Taunus-Kreises sind kein Bestandteil des Bundesprogramms und werden damit nicht an das Glasfasernetz angebunden. Grund dafür ist, dass diese Bildungseinrichtungen die Fördervoraussetzungen nicht erfüllt haben. Eine Bedingung war unter anderen, dass an einem Standort weniger als 50Mbit/s durch einen Internetanbieter zur Verfügung gestellt werden kann. Findet sich kein Anbieter, wird der Schulstandort an das Glasfasernetz angebunden.

Aufgrund vergaberechtlicher Bedingungen fand ein Teilnehmerwettbewerb statt, der dazu führte, dass ein Anbieter an 17 Schulen mindestens 50 Mbit/s anbieten konnte. An 16 Schulen wurden daraufhin Anschlüsse mit 400, bzw. 500 oder 600 Mbit/s gebucht und durch den Fachdienst EDV der Kreisverwaltung in Betrieb genommen. Die Schulen verfügten vorher über kostenlose Telekom@School-Anschlüsse bis maximal 16 Mbit/s. Somit konnte eine deutliche Verbesserung erzielt werden. „Dennoch wäre eine Bandbreite im Giga-Bereich an allen Schulen wünschenswert“, betonen Landrat Kilian und Schul-Dezernent Scholl.