Riesling-Pipeline vom Rheingau in den Untertaunus: Spatenstich für gemeinsames Bauprojekt der Regionen erfolgt
Kreisentwicklung
Rohrsystem soll auf 60 Kilometer Länge Riesling in Gastronomiebetriebe liefern / Anschlüsse von privaten Haushalten möglich / Bis zu 300 Hektoliter Wein pro Stunde können hygienisch einwandfrei transportiert werden / Verlängerung durch den Landkreis Fulda bis nach Berlin auf den Rüdesheimer Platz in Planung / Finanzierung über das Sondervermögen Infrastruktur möglich
Der Startschuss für die Riesling-Pipeline vom Rheingau in den Untertaunus ist gefallen: Landrat Sandro Zehner setzte heute symbolisch und stellvertretend für die gesamte kommunale Familie des Rheingau-Taunus-Kreises den ersten Spatenstich für das lange hinter verschlossenen Türen geplante Bauprojekt. Das im ersten Bauabschnitt 60 Kilometer lange, unterirdisch verlaufende Rohrsystem soll im Sommer 2026 bereits fertiggestellt sein. Eine Anbindung der Hauptstadt Berlin über den Landkreis Fulda ist in Planung.
Landrat Sandro Zehner: „Mit dem ersten Spatenstich für unsere Riesling-Pipeline feiern wir heute einen ganz besonderen Moment. Denn diese Pipeline verbindet in einem ersten Schritt nicht nur die zwei wunderschönen Regionen Rheingau und Untertaunus miteinander, sondern steht vor allem für die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb unseres Landkreises und in naher Zukunft auch hessen- und bundesweit. In einer Zeit, in der Wettbewerb oft als Trennfaktor wahrgenommen wird, zeigt dieses Projekt, dass wir durch Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt viel mehr erreichen können. Die Riesling-Pipeline wird daher nicht nur den Genuss von köstlichem Riesling fördern, sondern auch den Dialog zwischen den Regionen mit jedem geleerten Glas weiter vertiefen.“ Zudem begegne der Landkreis damit auch den aktuellen Absatzverwerfungen auf dem Weinmarkt: „Die Pipeline ist gelebte Wirtschaftsförderung für eine Leitbranche unseres Landkreises.“
Ein weiterer Spatenstich für den nächsten Bauabschnitt ist für Spätsommer im Landkreis Fulda geplant – pünktlich zum Jubiläum des Rheingauer Spätlesereiters Karl, der sich laut Sage 1775 vom Rheingau nach Fulda auf den Weg gemacht hatte, um beim Bischof die Erlaubnis zur Weinlese einzuholen. „Die Pipeline ist ein großes Symbol der tiefen historischen Verbundenheit und Freundschaft zwischen der Stadt Fulda, dem Bistum und dem Rheingau-Taunus-Kreis. 250 Jahre nach Karls Spätlese-Reise ernten wir nun endlich die Früchte der damaligen Gunst unseres Bischofs“, erklärt der Oberbürgermeister der Stadt Fulda, Heiko Wingenfeld. „Mit dem Direktanschluss unserer Region an das Rheingau wächst zusammen, was zusammengehört. Auf dass der Riesling, der durch diese Leitung fließen wird, nicht nur unsere Gläser füllt, sondern auch die Herzen der Menschen im Landkreis Fulda – und auf die ersten Kostproben direkt aus der Pipeline!“, so der Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide.
Auch in Berlin zeigt man sich parteiübergreifend interessiert an dem Projekt. In die Planungen aufgenommen ist deshalb der weitere Ausbau der Pipeline bis auf den Rüdesheimer Platz im Rheingauviertel des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, auf dem jährlich das Rüdesheimer Weinfest gefeiert wird. Die 19-köpfige Spitzengruppe der derzeit laufenden Koalitionsgespräche habe bereits signalisiert, den Anschluss der Hauptstadt aus dem 500 Milliarden schweren Sondervermögen Infrastruktur zu finanzieren, heißt es aus dem Landratsamt des Rheingau-Taunus-Kreises. In Berlin feiere man das Projekt bereits. Wie Landrat Sandro Zehner mitteilte, werde er die kommenden Tage auf die neu gewählte Präsidentin des Deutschen Bundestages zugehen. „Unsere Bundestagspräsidentin hat nicht nur das zweithöchste Staatsamt inne, als frühere deutsche Weinkönigin wäre sie die ideale Schirmherrin der Riesling-Pipeline.“
Der genaue Streckenverlauf des nachbarschaftlichen Bauprojekts bleibt aus Sicherheitsgründen geheim. Befüllt wird die Pipeline über die Mitgliedsbetriebe des Rheingauer Weinbauverbandes. In einem ersten Schritt sind Direktleitungen in die Gastronomie vorgesehen, der Anschluss von Privathaushalten ist bei Interesse gegen kleines Geld möglich. Die Riesling-Pipeline besteht aus drei Rohren mit jeweils einem Durchmesser von rund zehn Zentimetern. Durch zwei der Rohre wird abwechselnd der beliebte Rheingauer Riesling fließen, durch das dritte Rohr Reinigungsflüssigkeit. Pro Stunde können so bis zu 300 Hektoliter Wein rund um die Uhr hygienisch einwandfrei transportiert werden. Sollte die Riesling-Pipeline zum Erfolgsmodell werden, sind in der Folge weitere Direktleitungen für andere beliebte Rebsorten angedacht.