Positiv auf Corona getestet – und nun?

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Gesundheit

Kreis-Gesundheitsamt: Schutz von Patienten hat oberste Priorität / Zirka fünf Anrufe pro Stunde am Bürgertelefon

Kreis-Gesundheitsamt: Schutz von Patienten hat oberste Priorität / Zirka fünf Anrufe pro Stunde am Bürgertelefon

„Seitdem der erste Corona-Fall im Rheingau-Taunus-Kreis bestätigt ist, registrieren wir zirka fünf Anrufe pro Stunde am Bürgertelefon. Zudem wird das Thema auf Facebook teilweise in besonnener Art diskutiert“, berichtet Landrat Frank Kilian und stellt gleichzeitig fest: „Wir halten an der Linie fest, nur das Alter und Geschlecht der betroffenen Person zu nennen.“ Dies ist zudem eine Empfehlung des Hessischen Sozialministeriums, an der sich der Kreis wie andere orientiert.

Denn was passiert, wenn es zu einem positiven Befund kommt? Für die breite Bevölkerung hat dies zunächst keine direkte Auswirkung - wohl aber für die betroffene Person. Jeder Einzelne sollte sich deshalb vergegenwärtigen, was es für ihn persönlich bedeutet, einen positiven Testbefund auf Corona-Virus zu bekommen. Dies hat Auswirkungen in mehreren Bereichen auf die Person. Zunächst muss der Betroffene natürlich isoliert und körperlich gesund werden. Das Gesundheitsamt verhängt in diesem Zuge eine 14-tägige Quarantäne, in der der Betroffene zu Hause bleiben muss, mit dem Gesundheitsamt Kontakt halten und die Zeit überbrücken muss. Das hört sich zunächst nicht allzu dramatisch an.

Was aber von den Betroffenen als schlimm empfunden wird, ist die drohende soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung. „Obwohl die allermeisten vernünftig reagieren, gibt es immer wieder Menschen, die Angst empfinden, wenn sie erfahren, dass in ihrer Nähe eine Person mit positivem Befund lebt“, berichtet die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Renate Wilhelm. Das führt dann nicht selten zu irrationalen Reaktionen. Auf einmal darf die Nachbarskatze nicht mehr gestreichelt werden oder es gibt die Weigerung, die Post vom Briefträger direkt entgegen zu nehmen. Leider kommt es aber auch dazu, dass die positiv getesteten Menschen beleidigt und geächtet werden. Diese Reaktion ist nicht rational.

Was jedoch ganz klar sein muss: Betroffene, die einer solchen Stigmatisierung ausgesetzt sind, bekommen zu ihrem physischen Krankheitszustand noch einen enormen psychischen Druck hinzu. Sie fragen sich dann, warum andere so reagieren und wie es denjenigen wohl ergehen würde, wenn sie selbst in dieser Lage wären.  „Wenn die, die sich so verhalten, selbst einen positiven Befund bekommen würden, würden sie auf jeden Fall wollen, dass keiner davon erfährt“, so Kilian.

Der Landrat appelliert deshalb an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger: „Es ist uns als Verwaltung bewusst, dass sich jeder Gedanken macht. Gleichzeitig gilt es, Verständnis aufzubringen, dass wir auch im Interesse der Betroffenen handeln müssen. Deshalb bitten wir darum, von Spekulationen jeglicher Art abzusehen und damit noch mehr Unsicherheit zu verbreiten. Es gibt keinen Grund zur Berunruhigung.“ Stattdessen gilt es der jungen Frau gemeinsam eine gute Besserung und baldige Genesung zu wünschen.

Die Tatsache, dass die Gesundheitsämter den Wohnort der positiv getesteten Menschen nicht preisgeben, finden die allermeisten gut, weil so die Persönlichkeitsrechte geschützt werden. Von den allzu Neugierigen wünschen sie sich, ihre persönlichen Interessen zurückzustellen und sich einmal in die Lage des Betroffenen zu versetzen. „Aus diesem Grund haben die Gesundheitsämter der Landkreise und kreisfreien Städte entschieden, die Wohnorte der positiv getesteten Menschen nicht preiszugeben“, sagt Dr. Renate Wilhelm abschließend.