Nachverfolgung von Infektionsketten gewinnt immer mehr an Bedeutung

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Gesundheit

Emma Leuters und Pierre Schubert arbeiten als Containment Scouts für das Kreis-Gesundheitsamt

Emma Leuters und Pierre Schubert arbeiten als Containment Scouts für das Kreis-Gesundheitsamt

„Mit 44 Corona-Infizierten und Kontaktpersonen haben wir seit dem 19. Mai, unserem ersten Arbeitstag hier im Gesundheitsamt, telefoniert“, erzählen Emma Leuters und Pierre Schubert. Beide hatten bis vor Kurzem noch recht wenig mit Medizin zu tun. Das hat sich schlagartig verändert, als sie die Stellenbeschreibung des Robert-Koch-Instituts lasen. „Es wurden Containment Scouts gesucht“, erzählt die Lehramtsstudentin, die später einmal Jugendliche im Gymnasium unterrichten will. Da die Universitäten wegen Corona geschlossen sind, reifte auch bei Pierre Schubert, dem Soziologie-Studenten aus Wiesbaden, die Idee, sich zu bewerben. Seit 19. Mai unterstützen beide als Containment Scouts - ins Deutsche übersetzt bedeutet Containment so viel wie „Eindämmung“ - das Kreis-Gesundheitsamt. Wie vieles seit dem Ausbruch des Corona-Virus ist auch diese Arbeit neu ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

Von ihrem Büro im Kreis-Gesundheitsamt aus sind die „Scouts“ für die Nachverfolgung von Infektionsketten zuständig. „Wir telefonieren mit Corona-Infizierten und etwaigen Kontaktpersonen, sprechen darüber, was in der zweiwöchigen Quarantäne zu beachten ist“, sagt Emma Leuters. Sie wollen helfen, das Gesundheitsamt in der Arbeit unterstützen, erläutern sie ihre Motivation. Schubert: „Ich will einen sinnvollen Beitrag leisten, dass es durch die Lockerungen bei den Einschränkungen, die in den vergangenen Wochen von Bund und Land beschlossen wurden, es zu keinem ‚Rückfall‘ oder gar einer zweiten Welle kommt.“ Beide halten deshalb ihre Tätigkeit, die Nachverfolgung von Infektionsketten, in der Corona-Pandemie für „ein zentrales und wichtiges Werkzeug, um die Verbreitung des Virus aufzuhalten“. „Wir sind froh, dass wir beide in unserem Team haben. Sie tragen zur Entlastung der Fachkräfte bei“, betont dann auch Dr. Renate Wilhelm, die Leiterin des Gesundheitsamtes.

Für Emma Leuters und Pierre Schubert stellt die neue Tätigkeit auch ein Stück neue Lebenserfahrung dar. „Ich wollte natürlich auch einen Blick hinter die Kulissen eines Gesundheitsamtes werfen und so überprüfen, was in den vergangenen Monaten in den Medien über das Corona-Virus und die Tätigkeit der Behörden berichtet wurde“, sagt Emma Leuters. Jetzt hat sie auch direkt mit Corona-Patienten zu tun, muss auch schon einmal „die Quarantäne aussprechen“, wie es im Amtsdeutsch heißt.

„Gerade die älteren Patienten benötigen in dieser für sie prekären Notsituation einen direkten Ansprechpartner, der ihnen erläutert, was Quarantäne bedeutet. Den sie auch kontaktieren können, wenn sie Fragen haben, oder der ihnen einfach nur zuhört, wenn sie Sorgen haben“, berichten die beiden Containment Scouts. „Es gibt viele, die Angst vor der zweiwöchigen Quarantäne, vor der Einsamkeit haben, die fragen, was sie dürfen und was nicht, die sich sehr um die Versorgung in dieser Zeit oder gar ihre berufliche Existenz sorgen. Ihnen mit Rat zur Seite zu stehen, sie zu begleiten, ist enorm wichtig“, erzählt die Schlangenbaderin. So hat die Aufgabe auch einen kleinen seelsorgerischen Teil.

„Andere wiederum wollen ungestört bleiben. Sie tragen täglich ihre Daten in das digitale Tagebuch ein, sodass wir wissen, wie es ihnen geht“, ergänzt Schubert: „Wir brauchen somit auch Menschenkenntnis, um Personen einschätzen zu können. Jede Person ist individuell zu betrachten.“ Meistens sind die positiv Getesteten auch besorgt, dass sie andere bereits angesteckt haben. „Dann müssen wir selbstverständlich beruhigend auf die Betroffenen einwirken“, heißt es von den Scouts. „Da es derzeit im Rheingau-Taunus-Kreis nur wenige neue Fälle von Corona gibt, können sich beide in die neue Materie einarbeiten“, betont Dr. Renate Wilhelm. Bis 18. November sind Emma Leuters und Pierre Schubert noch für das Kreis-Gesundheitsamt im Auftrag des Robert-Koch-Instituts, das der Arbeitgeber für beide ist, tätig. Beide freuen sich auf diese Zeit: „Wir wollen helfen, die Infektionsketten zu durchbrechen. Zudem arbeiten wir in einem tollen Team“, betont Pierre Schubert abschließend und erntet ein unterstützendes Kopfnicken vom Emma Leuters.

Emma Leuters und Pierre Schubert sind als Containment Scouts für die Nachverfolgung tätig.