Hier vereint sich Kunst, Kultur und Handwerk
Kreisentwicklung
Landrat Frank Kilian besucht das Traditionsunternehmen Derix Glasstudios in Taunusstein
Landrat Frank Kilian besucht das Traditionsunternehmen Derix Glasstudios in Taunusstein
Wer an bunt bemalte Glasfenster denkt, hat meist jahrhundertealte Kirchen und andere sakrale Bauten im Kopf. Dass aber die Glaskunst längst moderne Wege geht, zeigt das Unternehmen Derix Glasstudios in Taunusstein. Natürlich werden auch hier in aufwendiger Detailtreue antike Kirchenfenster restauriert und aufbereitet, doch immer öfter schmücken sich auch Gebäude des öffentlichen Raumes mit moderner Glaskunst im Fensterbereich. Schon seit 1866 macht sich das Traditionsunternehmen einen Namen in aller Herren Länder, sogar der Vatikan in Rom rühmt die Qualität der Derix-Gläser und hat allein diesem Unternehmen 1908 den Beinamen „Päpstliche Hofglasmalerei“ verliehen. Auf dem internationalen Markt zählt die Firma Derix Glasstudios zu den weltweit führenden Unternehmen im Glaskunst-Segment und setzt Projekte namhafter Künstler um, die anschließend in Millionen-Metropolen eingebaut werden. „Ich bin immer wieder begeistert, welch exklusive Unternehmen in unserem Kreisgebiet beheimatet sind“, verrät Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises bei seinem Besuch in den Glasstudios von Derix. „Es gilt, solche Perlen im Kreisgebiet unbedingt zu erhalten und zu unterstützen.“
Bei seinem Besuch durch die Produktionsstätte wird deutlich, dass der Verarbeitung von Glas kaum noch technische Grenzen gesetzt sind. Zunächst werden die bunten, mundgeblasenen Gläser zugeschnitten, anschließend mittels verschiedener Techniken veredelt. Dies passiert durch traditionelle Maltechniken wie das Auftragen von Konturenfarbe mit dem Pinsel oder die Anwendung des Siebdruckverfahrens, aber auch moderne Techniken wie Airbrushen hat Derix insbesondere bei großflächigen Farbverläufen perfektioniert. Doch die Glasmalerinnen und Glasmaler bei Derix müssen nicht nur ein künstlerisches Händchen für Farben und Formen mitbringen, auch ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Werkstoff Glas und anderen Arbeitsmitteln ist unabdingbar. „Flusssäure beispielsweise, die beim Ätzen von Glas eingesetzt wird, kann bei unsachgemäßem Gebrauch schwere Verletzungen herbeiführen“, erklärt Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter und Eigentümer der Derix Glasstudios. Deshalb gilt in der Werkstatt ein extrem hoher Sicherheitsstandard und spezielle Schutzausrüstung. Auch die Kunstglaser, die das Glas schneiden, verbleien, kleben und montieren, sind in allen Techniken und Gefahrenlagen gut geschult. „Die hohe Qualität unserer Arbeit ergibt sich aus der guten Ausbildung unserer Mitarbeiter. Unsere Auszubildenden gehen bei Leistungswettbewerben der Handwerkskammer regelmäßig als Bundes- oder Landessieger hervor“, erklärt Rainer Schmitt nicht ohne Stolz. Dennoch sei es nicht einfach, vielversprechende Nachwuchskräfte zu finden. „Bewerbungen sind rar. Dabei wird den jungen Leuten bei uns viel geboten: Sie können mit weltweit renommierten Künstlern arbeiten, erlernen ein einzigartiges und traditionelles Handwerk und unternehmen auch Reisen ins weit entfernte Ausland, um dort die Fenster zu montieren.“
Überhaupt sei die Entwicklung in den Handwerksberufen nicht rosig, so Schmitt, wie überall kämpfte man auch hier mit immensen Preiserhöhung bei der Materialbeschaffung, was allein die Kostenkalkulation von Projekten, die sich mitunter über viele Jahre ziehen, deutlich erschwert. Trotzdem befindet sich das Unternehmen Derix Glasstudios mit seinen rund 70 Mitarbeitern stetig im Wachsen. Zusätzlich bietet Derix seit geraumer Zeit auch von der Architektenkammer anerkannte Fachseminare in den eigenen Räumlichkeiten an, um erworbenes Know-how an Architekten, Innenarchitekten und Ingenieure weiterzugeben. Allerdings sei man auf der Suche nach einer geeigneten Gewerbefläche, um auch die Glaserei Schmitt in Taunusstein-Hahn ins Werk einzubinden, noch nicht fündig geworden, so Schmitt. „Wir möchten gerne hier in der Region bleiben, würden uns aber mehr Unterstützung bei der Standortwahl wünschen oder auch eine Beratung in puncto Fördermittel-Beantragung“, betont der geschäftsführende Gesellschafter Rainer Schmitt. Zwar sei die Vergabe von Gewerbeflächen Aufgabe der jeweiligen Stadt oder Gemeinde, erklärt Landrat Frank Kilian. „Dennoch ist es mir wichtig, mir ein eigenes Bild von den Unternehmen vor Ort zu machen und einen ersten direkten Kontakt zur Kreisverwaltung herzustellen. Dann können wir schauen, wo konkret Unterstützung beispielsweise bei der Personalgewinnung oder im Bereich der Fördermittel geleistet werden kann. Ziel ist es, diese einzigartige Handwerkskunst zu erhalten und ihren hohen kulturellen Wert deutlich zu machen“, so Landrat Kilian abschließend.
Foto: Landrat Frank Kilian (r.) und Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter und Eigentümer der Derix Glasstudios bei der Besichtigung der Produktionsstätte in Taunusstein-Wehen.