Häusliche Gewalt ist für viele Frauen, aber auch Männer tägliche Realität

Landrat Kilian gab mit Angela Spangenberg, Binia Ehrenhart-Rosenberger und Christel Kalhoff, den Startschuss für die Aktion der UN-Kampagne „Orange The World“ / Kreishaus beleuchtet

Seit dem vergangenen Mittwoch, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, bis zum 10. Dezember 2020, dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“, erstrahlt der Eingangsbereich des Kreishauses in Bad Schwalbach in einer orangen Farbe. „Orange ist die Vorstufe von Rot und bedeutet: Absolut letzte Warnung!“, betont Landrat Frank Kilian, der gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen des Büros für Gleichstellungsfragen und Frauenangelegenheiten des Kreises, Angela Spangenberg und Binia Ehrenhart-Rosenberger, und der Internen Frauenbeauftragten, Christel Kalhoff, den Startschuss für die Aktion der UN-Kampagne „Orange The World“ gab. Kilian: „Von heute an werden weltweit öffentliche Gebäude, Denkmäler und Brücken orange beleuchtet, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen.“ Diesem Ansinnen schließt sich der Rheingau-Taunus-Kreis uneingeschränkt an: „Keine Toleranz für Gewalt und Aggressionen“.

„Es ist nun wirklich Zeit ein resolutes Zeichen gegen Gewalttätigkeiten im Allgemeinen sowie gegen das Wegschauen zu setzen“, ergänzt Binia Ehrenhart-Rosenberger. Schließlich lügen die Statistiken nicht und die besagen eindeutig: Häusliche Gewalt ist für viele Frauen, aber auch Männer tägliche Realität. 2019 hat sie sogar leicht zugenommen. Das belegt die Kriminalstatistische Auswertung, die die Bundes-Familienministerin Franziska Giffey und der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, unlängst vorstellten. Danach wurden 2019 141.792 Opfer von Partnerschaftsgewalt in den definierten Kategorien polizeilich erfasst, knapp ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zu 81 Prozent waren Frauen betroffen und zu 19 Prozent Männer. Die Hälfte der Opfer lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter oder der Täterin in einem Haushalt (50,5 Prozent).

Schockierende Zahlen präsentierten Giffey und Münch zudem. Sie zeigen: An fast jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Und alle 45 Minuten wird - statistisch gesehen - eine Frau Opfer von einer vollendeten und versuchten gefährlichen Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt.

Kilian: „Da dem Kreis durch die AG Häusliche Gewalt solche Fälle bekannt sind, haben wir beschlossen, uns erstmals an dieser Aktion, die schon 1991 vom „Women`s Global Leadership Institute“ initiiert wurde, zu beteiligen. Seit 2008 ist sie Teil der „UniTe to End Violence against Women“-Kampagne „Orange the World“ des Generalsekretärs der Vereinten Nationen. Der Landrat weiter: „2020 halten wir zwar Abstand, sagen aber mit dieser besonderen Aktion 16 Tage lang: Keine Gewalt an Frauen und Mädchen! Das Thema wird somit im wahrsten Sinne des Wortes besonders beleuchtet und uns allen vor Augen geführt. Auch in unserem Kreis zeigen wir hiermit deutlich, dass wir Gewalt in all ihren Formen, egal gegenüber welchen Personen, egal in welcher Form (z.B. auch Hassreden, Hetze, Mobbing) nicht dulden.“

„Leider“, so Angela Spangenberg, werde „häusliche Gewalt in vielen Teilen der Gesellschaft „noch immer bagatellisiert, als einmaliger Ausrutscher dargestellt“: „Wer näher hinschaut, erkennt sehr schnell, dass, wenn der Tabubruch einmal geschehen ist, oftmals die Hemmschwelle gefallen ist“. So etwas dürfe keine Gesellschaft tolerieren und so sagt der Rheingau-Taunus-Kreis auch klar: „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern es geht um Straftaten.“ Und dabei werde auch kein Unterschied zwischen Männer und Frauen, die als Täter auftreten, gemacht“, sagt Binia Ehrenhart-Rosenberger

Für viele Frauen, aber auch für Männer ist es traurige Realität, dass die eigene Wohnung, in der man sich sicher fühlen möchte, zu einem gefährlichen Ort wird. In der Zeit der Corona-Pandemie ist nach den Worten von Franziska Giffey laut Berichten der Frauenhäuser, Beratungsstellen und Hilfetelefone davon auszugehen, dass „häusliche Gewalt eher zunimmt – zumal wir damit rechnen müssen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt als die Zahl der polizeibekannten Fälle." „Die Farbe Orange ist also der allerletzte Warnhinweis. Gewalt zur Lösung von Konflikt geht gar nicht und muss geächtet werden“, betont Landrat Frank Kilian, der dem Team um Binia Ehrenhart-Rosenberger, Angela Spangenberg und Christel Kalhoff für ihre Initiative und die Umsetzung dankte.

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Landrat Frank Kilian, Angela Spangenberg, Binia Ehrenhart-Rosenberger und Christel Kalhoff (von rechts) gaben den Startschuss für die Aktion „Orange the World – Gewalt an Frauen sichtbar machen“.