Frühe Hilfen bietet Unter­stützung für Kinder und Eltern mit Flucht- und Migrations­hintergrund

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Vierter Fachtag des Netz­werkes „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinder­schutz“

Vierter Fachtag des Netzwerkes „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“ mit Fachvortrag von Professorin Leonie Herwartz-Emden / Kultursensible Angebote

Derzeit gibt es in Deutschland bereits vielfältige Hilfeangebote, die Familien mit Säuglingen und Kleinkindern in belastenden Lebenslagen bei deren Erziehungsaufgaben unterstützen. Im Netzwerk „Frühe Hilfen“ arbeiten im Rheingau-Taunus-Kreis zahlreiche Institutionen und Berufsgruppen aus verschiedenen Hilfesystemen seit 2012 bereits erfolgreich zusammen und bieten den Familien vor Ort wertvolle Unterstützungsmöglichkeiten.
„Es besteht aber weiterhin ein erheblicher Bedarf an Profilbildung und Qualitätsentwicklung der Netzwerke“, so Schirmherrin und Jugendhilfedezernentin Monika Merkert anlässlich der Eröffnung des 4. Fachtages „Frühe Hilfen“. „Hinsichtlich der Versorgung spezifischer Zielgruppen mit Angeboten der Frühen Hilfen sehen die Verantwortlichen in den Kommunen den größten Handlungsbedarf bei Eltern mit einer psychischen Erkrankung. Aber auch die Entwicklung kultursensibler Angebote für Familien mit Migrationshintergrund spielt in mehr als einem Drittel der Kommunen eine große Rolle“, so Merkert weiter.
Damit leitete sie über zum Vortrag der Hauptreferentin Professorin Dr. Leonie Herwartz-Emden, Professorin für die Pädagogik der Kindheit und Jugend (i.R.) an der Universität Augsburg.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage nach den Wirkungsmomenten einer gelingenden Kooperation und Unterstützung von Kindern und Eltern mit Flucht- und Migrationshintergrund bezogen auf die Möglichkeiten der Angebote aus dem Netzwerk „Frühe Hilfen“. Welches interkulturelle Wissen ist hilfreich? Was fördert eine interkulturelle Öffnung von Institutionen? Welche gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Hintergründe sind für Beratende wichtig? Was können „Frühe Hilfen“ in diesem Zusammenhang leisten und wo sind Möglichkeiten und Grenzen?
Auf diese Fragen ging die Referentin vor rund 60 Teilnehmern ein und machte die Besonderheiten in der Zusammenarbeit mit migrierten und geflohenen Familien sowie die Unterschiede im Alltag und die Prozesse der Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen deutlich. Sie stellte fest, dass die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen günstiger verläuft, wenn den Familien ausreichend Kommunikations- und Handlungschancen zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund sollen sich die Maßnahmen daran ausrichten, dass Integration zwischen Familie und Bildungs- sowie Betreuungseinrichtungen geleistet wird und Kinder vornehmlich in den Familien bei ihren Entwicklungs- und Bildungswegen und ihrem Zweitspracherwerb unterstützt werden sollen.
Das Resümee von Herwartz-Emden lautete: „Unterschiede und Differenzen müssen sich erschließen, angesprochen, erklärt, offengelegt und gemeinsam bewältigt werden!“

Die Impulse aus dem Fachvortrag wurden anschließend in den Foren „Gesetzliche Grundlagen“, „Interkulturelle Öffnung“ und „Traumatisierung durch Migrations- oder Fluchterfahrung“ vertieft.

Infos zum Netzwerk „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“: Mit dem Netzwerk „Frühe Hilfen“ sollen lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfsangeboten für Eltern und Kinder, ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0- bis 6-Jährigen, gebildet werden. Die Förderung erfolgt durch das Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen 2012-2017. Weitere Informationen unter www.fruehehilfen.de/bundesinitiative-fruehe-hilfen/.