Frauen kommen an

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Integration

Kick-Off-Veranstaltung des Modell­projekts zur Integration von geflüchteten Frauen in Aus­bildung und Beschäf­tigung im Rheingau-Taunus-Kreis

Kick-Off-Veranstaltung des Modellprojekts zur Integration von geflüchteten Frauen in Ausbildung und Beschäftigung im Rheingau-Taunus-Kreis

„Integration kann nur dann erfolgreich gelingen, wenn Frauen aktiv in diesen Prozess eingebunden sind und ein Selbstverständnis für Eigenständigkeit entwickeln. Voraussetzung für diese Eigenständigkeit ist eine entsprechende Qualifizierung“, so Landrat Frank Kilian zum Auftakt des Projektes „Frauen kommen an – Mentoring/Jobcoaching von geflüchteten Frauen zur Integration in Ausbildung und Arbeit“. Was sich hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt, erläutert Projektkoordinatorin Ildiko Szelecz ausführlich.

Doch zunächst zur Historie, über die Jörg Weber, für Projektentwicklung und –begleitung verantwortlich, berichtet. Im Rahmen der Integrationsstrategie des Rheingau-Taunus-Kreises wurden im Handlungsfeld „Arbeit und Beruf“ bisher drei Projekte zur Kompetenzfeststellung und Berufswegeplanung durchgeführt, ein weiteres hat im August begonnen. Von Februar 2017 bis Juni 2018 haben 55 geflüchtete Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren mit Bleibeperspektive ein anerkanntes handwerklich-motorisches Verfahren (hamet 2) und eine Eignungsfeststellung für berufliche Anschlussperspektiven auf der Basis des Profilpasses durchlaufen. Die Ergebnisse ermöglichen die Planung konkreter weiterer Schritte auf dem Weg zur Berufsfindung. Die finanzielle Förderung erfolgte durch die Stiftung Citoyen aus Frankfurt, die operative Umsetzung vor Ort übernahm die Netzwerk Leben gGmbH aus Idstein. Mit Unterstützung der Gölkel-Stiftung wurde eine Filmdokumentation erstellt, in der erfolgreiche Absolventinnen des Testverfahrens zu Wort kommen.

Die von der Stiftung Citoyen initiierte Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration aus Mitteln des Landesprogrammes „WIR“ sowie vom Rheingau-Taunus-Kreis im Rahmen der Integrationsstrategie gefördert. Wiebke Schindel, die Leiterin des Referats für Integrationsförderung und Modellprojekte der Integrationsabteilung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sieht neben der Aufgabe, allen Menschen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, gleiche Teilhabe zu ermöglichen, die Integration von Frauen als elementar. „Frauen haben eine Schlüsselfunktion im Integrationsprozess“, so Schindel. Das Projekt des Rheingau-Taunus-Kreises für langfristige und gelingende Integration wird deshalb als innovativer Modellversuch unterstützt.
„Wir sind glücklich über dieses Integrationskonzept, trifft es doch genau den Ansatz, den wir mit unserer Stiftung verfolgen: die Unterstützung von geflüchteten Frauen, weil sie bei der Integration immer etwas ‚hinten herunter‘ fallen“, so Beate Gottschall, Vorsitzende der Stiftung Citoyen. In den nächsten drei Jahren werden insgesamt zirka 75 Projektteilnehmerinnen aktive Unterstützung bei ihrer Integration in Ausbildung und Beruf erhalten. Im ersten Jahr sind dies Schulabgängerinnen aus den Beruflichen Schulen im Untertaunus und Rheingau sowie vom Fachdienst Migration der Kreisverwaltung ausgewählte Frauen aller Altersgruppen, welche die oben beschriebene Kompetenzfeststellung absolviert haben. Ildiko Szelecz berichtet, dass bereits 23 Prozent der Teilnehmerinnen eine Ausbildung begonnen haben. „Gemeinsam mit den Frauen wollen wir herausfinden, welcher Weg der geeignete ist. Dafür ist eine individuelle, zeitintensive und umfangreiche Beratung notwendig“, so Szelecz. Nicht immer passt der Ausbildungs- oder Berufswunsch zu den vorhandenen Fähigkeiten und oftmals fehlen Kenntnisse über die in Deutschland vorhandenen Berufe und deren gesellschaftliche Anerkennung. Auch hier ist umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten und es müssen individuelle Lösungen gefunden werden.
Für die intensive Begleitung und Unterstützung der Frauen auf ihrem Weg ins Berufsleben sollen im Zeitraum Oktober bis Dezember in fünf Modulen Mentorinnen ausgebildet werden. „Wir würden uns freuen, wenn wir hierfür in der Flüchtlingsarbeit erfahrene Ehrenamtliche gewinnen könnten. Durch den Rückgang des Flüchtlingsstromes und die Auflösung von Unterkünften hoffen wir hier auf freie Kapazitäten“, sagt Ildiko Szelencz.

Während man sich in den Modellkommunen Schlangenbad, Idstein, Waldems und Oestrich-Winkel einig ist, dass der Erwerb von Sprachkompetenz und die aktive Kommunikation nach wie vor das wichtigste Modul sind, gibt es bereits erste Erfolge des Projektes zu vermelden. Eine junge Frau, die in Schlangenbad wohnt, studiert inzwischen Pharmazie an der Universität Marburg. Einen solchen Weg werden sicherlich nur einige wenige einschlagen können, aber auch die Vermittlung in Arbeit von Frauen, die bereits Familie und Kinder haben und in der freien Zeit zum Familienunterhalt beitragen wollen, trägt zur Integration bei. Auch dies ist ein Ziel des Projektes „Frauen kommen an“.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung.