Flexibel und zukunftsfähig: ÖPNV im Rheingau-Taunus-Kreis will Baustein der ‚Bedarfsverkehre‘ stark ausbauen

|

RTV (Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft mbH)

Neue ‚Rheingau-Taunus-Bedarfsverkehrs GMBH‘ (RTB) soll für passgenaue ÖPNV-Lösungen in ländlichen Bereichen des RTK sorgen / Kreistag des RTK beschließt in seiner jüngsten Sitzung einstimmig die Gründung der RTB / Landrat Zehner: „Der RTK bringt sich in Sachen Zukunft des ÖPNV im ländlichen Raum mit diesem breiten politischem Votum von der Rückbank auf den Fahrersitz.“ / Verkehrsversuch startet noch dieses Jahr in Bad Schwalbach und Heidenrod und läuft bis 2027

 

Die Nachfrage nach flexiblen Mobilitätslösungen im ländlichen Raum wird immer größer. Im Jahr 2024 nutzten knapp 200.000 Fahrgäste im Rheingau-Taunus-Kreis die bestehenden Bedarfsverkehre – das ist ein Anstieg von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch für die für den ÖPNV im Landkreis verantwortliche Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) bieten Bedarfsverkehre die Chance auf mehr Flexibilität und Kosteneffizienz. Um das momentan bestehende Angebot zu optimieren, wirtschaftlich effizienter zu gestalten und besser auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger abzustimmen, soll die Rheingau-Taunus Bedarfsverkehrs GmbH (RTB GmbH) gegründet werden. 

Diese neue kommunale Gesellschaft soll künftig als Generalauftragnehmerin für Bedarfsverkehre im ÖPNV und für den so genannten freigestellten Schülerverkehr im Landkreis fungieren. Die RTB GmbH wird eine 100-prozentige Tochter der RTK Holding GmbH sein und ihren Sitz in Taunusstein haben. Der Kreistag des RTK hat in seiner gestrigen Sitzung einstimmig der Gründung der Rheingau-Taunus Bedarfsverkehrs GmbH (RTB GmbH) zugestimmt.

Landrat Sandro Zehner, der auch Verkehrsdezernent des RTK ist, dazu: „Ich habe den ÖPNV nach meinem Amtsantritt zur Chefsache gemacht, weil die Herausforderungen für den ländlichen Raum enorm sind und wir neue Wege gehen müssen, um in Zukunft in der Fläche einen komfortablen Nahverkehr anbieten zu können, der den Bedarfen nach Flexibilität gerecht wird und den wir uns als Gesellschaft leisten können.“ Die Tragweite dieser Gründung fasst Zehner zusammen: „Das einstimmige Votum der Politik für die RTB bringt uns im übertragenen wie auch im buchstäblichen Sinne in diesem Rennen auf den Fahrersitz: Statt dem Fachkräftemangel bei Berufskraftfahrern, den massiven Kostensteigerungen für große Gefäße und den veränderten Mobilitätsansprüchen von der Rückbank zuzuschauen, haben wir im Rheingau-Taunus-Kreis die breite Rückendeckung, hessenweit erstmalig ÖPNV im ländlichen Raum neu und zukunftsfähig zu denken.“

Vor allem beim Thema des Fachkräftemangels bietet die neue Bedarfsverkehrsgesellschaft viele Chancen, ergänzt RTV-Geschäftsführer Arno Brandscheid, der auch die Geschäftsführung der RTB übernehmen wird: „Allein in Hessen fehlen uns bis zum Ende des Jahrzehnts bis zu 8.000 Berufskraftfahrerinnen und Kraftfahrer. Die für die Bedarfsverkehre eingeplanten Kleinbusse mit bis zu neun Sitzen können mit dem normalen PKW-Führerschein und einem Personenbeförderungsschein gefahren werden. Damit wird es für uns dann leichter entsprechendes Personal zu finden, dass diese Aufgabe übernimmt. Für den ersten Verkehrsversuch in Heidenrod und Bad Schwalbach können wir jetzt aber zunächst auf Fahrerinnen und Fahrer von bereits bestehenden Kooperationspartnern nutzen.“

Nach dem nun erfolgten einstimmigen Beschluss des Kreistags folgt die offizielle Gründung der RTB am 20. Mai. Danach soll die neue Bedarfsverkehrsgesellschaft schnell ihre Arbeit aufnehmen: Es sollen zunächst fünf Kleinbusse (vier Niederflurbusse und ein komplett barrierefreier Spezialbus) angeschafft werden. Bereits zum Fahrplanwechsel von 2025 auf 2026 wird im Rahmen des Verkehrsversuches im Raum Heidenrod und Bad Schwalbach ein erster neuer On-Demand-Korridor im kleineren Umfang starten. 

Im Rahmen dieses Piloten werden bestehende Rufbusangebote der RTV durch On-Demand-Verkehre in den Abendstunden und am Wochenende ersetzt. Die Buchung der Fahrten und die Einsatzsteuerung der Fahrzeuge erfolgt über eine Online-Plattform, die auch schon für die EMIL Verkehre in Idstein und Taunusstein genutzt wird. Zudem ist vorgesehen, die eingesetzten Fahrzeuge sowohl für den ÖPNV als auch für den freigestellten Schülerverkehr zu nutzen, um die Auslastung zu optimieren und Kosten zu reduzieren.

Die neue Bedarfsverkehrsgesellschaft bietet dem ÖPNV und den Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis also zahlreiche Chancen: mehr Flexibilität, Mobilitätssicherung auch in dünn besiedelten Gebieten, eine fortlaufende Kooperation mit regionalen Verkehrsunternehmen mit vereinfachten Vergabeverfahren und die Möglichkeit ÖPNV-Angebote auch kurzfristig bedarfsgerecht anzupassen.