„Familienförderung von Anfang an! - Prävention und Kinder­schutz müssen Priorität haben.“

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Fünf Jahre Netzwerk „Frühe Hilfen“ im Rheingau-Taunus-Kreis / Zeit für einen Rück- und einen Ausblick

Fünf Jahre Netzwerk „Frühe Hilfen“ im Rheingau-Taunus-Kreis / Zeit für einen Rück- und einen Ausblick

Der Name des zweijährigen „Kevin“ aus Bremen, der 2006 im Kühlschrank seines drogenabhängigen Ziehvaters tot aufgefunden wurde, steht für ein Umdenken in der Jugendhilfe hin zur Prävention und einem effektiveren Kinderschutz. So gingen die Erkenntnisse aus der Analyse des Falles in das Kinderschutzgesetz des Bundes mit der Folge ein, dass Netzwerke Frühe Hilfen und Kooperationen im Kinderschutz bindend wurden. Den fünften Fachtag des Netzwerkes nutzten Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert, Koordinator Lutz Büchner, Sabine Stahl von der Landeskoordinierungsstelle „Frühe Hilfe“ im Hessischen Sozialministerium und die Beteiligten des Netzwerkes für einen Rück- und einen Ausblick.

„Kinderschutz muss Priorität haben“, betonte Monika Merkert in ihrer Rede. Die Politik habe die richtigen Schlüsse aus dem Fall „Kevin“ gezogen, und das Kinderschutzgesetz konkretisiert, was ein „wichtige und richtige Entscheidung“ war, um vor allem auch Kleinstkinder besser zu schützen. Die Dezernentin: „Das Netzwerk mitsamt den Angeboten hat sich im Kreis erfolgreich etabliert.“ Gleichzeitig kündigte sie an, dass die „Frühen Hilfen“ bestehen bleiben und gemäß dem Leitspruch des Netzwerkes „Familienförderung von Anfang an!“ weiterentwickelt werden.  Auch Sabine Stahl würdigte die positive Entwicklung der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“: „Fast alle Netzwerke sind mit einer gut ausgebildeten und erfahrenen Netzwerkkoordination ausgestattet. Fast alle Kommunen bieten aufsuchende Betreuung für Familien mit Kindern bis drei Jahren an.“ Zudem seien über 90 Prozent der befragten Mütter mit der erhaltenden Unterstützung zufrieden oder sehr zufrieden.

Die Informationen über Leistungsangebote vor Ort, die kompetente Beratung und Hilfe in Fragen von Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung des Kindes werden von Eltern angenommen. Sabine Stahl: „Wir wissen, dass viele Familien während der Schwangerschaft oder nach der Geburt eines Kindes mit einer völlig neuen Situation konfrontiert sind, die es zu meistern gilt.“ Um unterstützend zu wirken, gibt es hessenweit mittlerweile zirka 250 Familienhebammen. Sie gehen bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes in die Familien, unterstützen bei der gesundheitlichen Versorgung und leisten dort psychosoziale Unterstützung. Das System habe sich bewährt.

Der Netzwerk-Koordinator im Rheingau-Taunus-Kreis, Lutz Büchner, lieferte beim Fachtag einen Rückblick. Nach dem Aufbau des Netzwerkes und den Auftaktveranstaltungen im Rheingau, im Idsteiner Land und in Bad Schwalbach für die Region entwickelte sich ein engmaschiges Netzwerk im Kreisgebiet.  Im Rahmen der Netzwerksarbeit fanden regelmäßige Arbeitskreise, Fachtagungen und interdisziplinäre Fortbildungen, sowie die Pflege des Informationsaustausches mit Hilfe der Homepage, des Kompetenzpools und des Newsletters statt.

In den Arbeitskreisen der „Zukunftswerkstatt“ ging es dann um Verbesserungsvorschläge. Für die Zukunft wünschen sich die Anwesenden, dass der Bekanntheitsgrad der „Frühen Hilfen“ noch erhöht wird. Auch soll der Übergang nach dem dritten Lebensjahr eines Kindes in den Fokus gerückt und Vorschläge für diesbezügliche Folgeangebote unterbreitet werden. Es fehle eine direkte Kontaktstelle, an die man sich in einem Beratungsfall schnell wenden kann, um kompetenten Beratung zu erhalten. Auch ein Leitfaden zu bestimmten Themen ist erwünscht.

Dieser Aufgaben wird sich zukünftig Regine Walther-Zeidler widmen, die im Rahmen des fünften Fachtages das Zepter von Lutz Büchner übernahm. Büchner bekam neue Aufgaben im Jugendhilfe-Bereich der Kreisverwaltung übertragen. Regine Walther-Zeidler ist nun die neue Koordinatorin im Netzwerk „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz des Rheinau-Taunus-Kreises“. Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert und Jugendamtsleiterin Liane Schmidt dankten Büchner für seinen Einsatz und wünschten Regine Walther-Zeidler eine gute Hand.

Zepter-Übergabe beim Netzwerk „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“: Lutz Büchner (Mitte) übergibt das Amt der Koordination an Regine Walther-Zeidler (links). Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert dankte Büchner für seine Arbeit..