„Etwa 60 Prozent aller offenen Stellen werden über persönliche Kontakte vermittelt“
Soziales
Auftakt des Sozialraumprojektes in Eltville / 38 Langzeitarbeitsuchende im Fokus / Sehr gute Erfahrungen in Oestrich-Winkel und Aarbergen / Hohenstein gemacht
Auftakt des Sozialraumprojektes in Eltville / 38 Langzeitarbeitsuchende im Fokus / Sehr gute Erfahrungen in Oestrich-Winkel und Aarbergen / Hohenstein gemacht
„Etwa 60 Prozent aller offenen Stellen werden über persönliche Kontakte vermittelt“, berichtet Daniela Leß, Fachbereichsleiterin „Soziales“, zu dem auch die Kommunalen JobCenter in der Kreisverwaltung gehören. Solche freien Arbeitsplätze erscheinen meistens gar nicht als Anzeige im Stellenmarkt der Zeitungen oder im Internet. Oft sind es persönliche Kontakte von Arbeitgebern zu Arbeitsuchenden oder die bekannte Mund-zu-Mund-Propaganda dafür verantwortlich, dass jemand eine freie Stelle bekommt. Das macht sich das Sozialraumprojekt des Hessischen Sozialministeriums zu Eigen. „Wir schaffen die Kontakte, die sich so nicht ergäben“, sagt Rolf Keil, Referatsleiter „Grundsatzfragen der Arbeitsmarktpolitik“ im Sozialministerium, der sich dann auch „als Fan des Projektes“ outet.
Zum dritten Mal wird das Sozialraumprojekt im Rheingau-Taunus-Kreis durchgeführt; zunächst in Oestrich-Winkel, dann in Aarbergen / Hohenstein und nun in Eltville. Finanziert wird das Projekt vom Sozialministerium in Wiesbaden und anschließend in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Kommunalen JobCenter und der kreiseigenen ProJob GmbH, die die Maßnahme durchführt, umgesetzt. Von Seiten des JobCenters Rüdesheim wurden 38 potentiell in Frage kommende Langzeitarbeitslose –wohnhaft in Eltville – zur Auftaktveranstaltung in den Räumen der Müze in Eltville eingeladen.
„Wir haben sehr positive Erfahrungen mit dem Projekt in Oestrich-Winkel und in Aarbergen / Hohenstein wie hessenweit gemacht“, bestätigten Rolf Keil und Daniela Leß auf Anfrage. So gelang es beispielsweise in Hohenstein, fünf Personen in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. „Das Sozialraumprojekt greift auf die Netzwerke in den Kommunen zurück“, so Daniela Leß. Kontakte zu Arbeitgebern in der Stadt, zu den Gewerbevereinen werden hergestellt. „Die Stadt unterstützt das Projekt, in dem wir unseren Beitrag leisten und unsere Verbindungen zu den Firmen nutzen, damit die Langzeitarbeitslosen Jobs hier in der Stadt finden“, begründet der Bürgermeister von Eltville, Patrick Kunkel, sein Engagement und: „Ein wichtiger Bestandteil des Sozialraumprojektes ist die Vernetzung mit den Betrieben vor Ort.“
Das Sozialraumprojekt hat das Ziel, Perspektiven für Langzeitarbeitslose, begrenzt auf eine Region, zu finden. Der Geschäftsführer der ProJob GmbH, Winfried Kühnl: „Wir wollen Interessen und Möglichkeiten bei jedem Einzelnen ausloten, um ihm eine Chance zu eröffnen, sich wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.“ In zwei Staffeln mit jeweils 15 Personen, die sich freiwillig für das Projekt gemeldet haben, wird zunächst geprüft, welche Vermittlungshemmnisse und Barrieren vorliegen. Denn viele der Langzeitarbeitslosen haben Hunderte von Bewerbungen geschrieben und immer Absagen erhalten. „Viele haben deshalb innerlich resigniert und bewerben sich nicht mehr“, so Cornelia Ekerdt vom Träger der Maßnahme, der ProJob Rheingau-Taunus.
Die Teilnehmer mit neuem Mut „zu versorgen, um in Gruppen- und Einzelgesprächen Perspektiven aufzuzeigen und zu entwickeln – das wird die erste Aufgabe sein. „Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen über einen langen Zeitraum keine Arbeitsstelle finden“, sagt Kühnl. Die Gründe für eine Ablehnung liegen oft in den fehlerhaften Bewerbungsunterlagen, einem unpünktlichen oder sogar unangemessenen Auftreten bei einem Bewerbungsgespräch oder dem fehlenden Selbstbewusstsein. „Viele glauben einfach nicht mehr an sich.“
Deshalb geht es in den ersten Sitzungen darum, Alltagsstrukturen einzuführen, zu motivieren und soziale Kompetenzen zu vermitteln. Es schließt sich der zweite Schritt an: „Welche Ausbildung hat der Einzelne, welche Fähigkeiten und welches Wissen – das fragen wir ab.“ Werden Defizite erkannt, wird im Einzelfall dann nachgesteuert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet.