Erster Batteriezug in Hessen: Testbetrieb auf der Strecke zwischen Wiesbaden und Niedernhausen
Verkehr (allgemein)
„Ländchesbahn“ schreibt ein neues Kapitel im hessischen Schienenverkehr / RTK ist erster hessischer Landkreis mit vollelektrischem Angebot auf der Schiene / Fahrzeug vom Typ Mireo Plus B (Siemens Mobility) zunächst ein Jahr im Testbetrieb
Es ist ein weiterer Schritt in Richtung eines CO2-freien Schienenverkehrs und der Rheingau-Taunus-Kreis ist Pilotlandkreis bei diesem Projekt. Seit dem 16. Dezember wird erstmals wird in Hessen ein Batteriezug (BEMU = Battery Electric Multiple Unit) im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzt. Das hochmoderne Fahrzeug vom Typ Mireo Plus B des Herstellers Siemens Mobility wird ein Jahr lang im Testbetrieb unterwegs sein.
"Mehr als ein Drittel der Schienenstrecken in Hessen sind nicht elektrifiziert. Der nun erstmals in Hessen getestete Zugtyp kombiniert eine elektrische Antriebsleistung mit modernen Batterien, sodass der Batteriezug auch auf Abschnitten ohne Oberleitung dieselfrei unterwegs ist. Damit kann der neue Zug einen Beitrag auf dem Weg zu einem lokal CO₂-ärmeren Schienenverkehr in Hessen leisten“, so Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori.
Der Testbetrieb wird aus Mitteln des RMV finanziert und dafür beim Siemens- Tochterunternehmen Smart Train Lease GmbH ein Fahrzeug angemietet. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Testeinsatz sollen in die Planung zukünftiger Fahrzeugkonzepte und Ausschreibungen einfließen. Die Hessische Landesbahn ist Betreiberin der RB21 „Ländchesbahn“ und hat ihre Lokführer auf das neue Fahrzeug geschult.
„Mit dem Start des Batteriezugs machen wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung klimafreundlicher Mobilität,“ sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. „Ab 2030 werden wir in unseren Ausschreibungen für nicht-elektrifizierte Strecken keine Dieselzüge mehr vorsehen. Wir sind technologieoffen – ob Elektrifizierung, Batterie oder Wasserstoff. Denn fest steht, die Zukunft des Nahverkehrs ist emissionsfrei.“
„Ziel des Pilotprojekts ist es, die Alltagstauglichkeit der neuen Technologie unter realen Betriebsbedingungen zu erproben und weitere Erfahrungen für den zukünftigen Einsatz emissionsfreier Züge auf nicht elektrifizierten Strecken zu sammeln“, so Veit Salzmann, Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn.
„Der nun auch in Hessen eingesetzte Mireo Plus B fährt unterwegs mit Batterie und lädt überall dort auf, wo eine Oberleitung existiert, wie in Wiesbaden oder
Niedernhausen. Der Zug ist aber nicht nur in der Antriebstechnologie state of the art sondern auch bei der Ausstattung. Hierzu gehören bereits aus anderen modernen Zügen bekannte Merkmale wie WLAN oder große Infodisplays aber auch ganz neu speziell von uns entwickelte Hochfrequenz-Scheiben, die für deutlich verbesserten Mobilfunkempfang sorgen. Zudem sendet das Fahrzeug Informationen, wann welches Bauteil gewartet werden muss“, so Benjamin Dobernecker, CEO der Smart Train Lease GmbH.
Vorgesehen sind je Richtung und Tag vier Fahrten zu unterschiedlichen Zeiten. Die stark nachgefragten Fahrten werden weiterhin mit zwei gekoppelten Dieselzügen durchgeführt, um ausreichend Platz zu bieten.
Stimmen der RMV-Aufsichtsratsmitglieder entlang der Ländchesbahn:
Andreas Kowol, Wiesbadens Dezernent für Bauen und Verkehr: „Der Test des emissionsfreien Batteriezugs passt perfekt zu unserer Strategie, den Wiesbadener ÖPNV zu elektrifizieren. Mit der Umstellung öffentlicher Fahrzeuge auf elektrischen Antrieb sind wir Vorbild und bauen den Umweltvorteil des Schienenverkehrsangebots weiter aus. Allein die geringere Lärmbelastung im Vergleich zu dieselbetriebenen Bahnen wird viele Anwohnenden entlang der Ländchesbahn freuen.“
Sandro Zehner, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises: „Ich freue mich, dass wir der erste Landkreis in Hessen sind, in dem ein Batteriezug getestet wird und vollelektrische Angebote hier auf die Schiene ausgeweitet werden. Beim On-Demand Angebot EMIL in Taunusstein und Idstein hat sich die Elektromobilität auf der Straße ja bereits bewährt.“
Hintergrund Mireo Smart Plus B
Der Mireo ist ein von Siemens Mobility entwickeltes Fahrzeug, das mit unterschiedlicher Länge und damit Platzanzahl und sowohl als reines Oberleitungsfahrzeug, mit Batterien (Mireo Plus B) oder mit Wasserstoffantrieb (Mireo Plus H) angeboten wird. Der auf der Ländchesbahn eingesetzte zweiteilige Batterie-Zug mit Stromabnehmer zur Nutzung vorhandener Oberleitungen hat eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Er bietet 122 Sitzplätze, großzügige Mehrzweckbereiche, kostenloses WLAN und zahlreiche Steckdosen und USB-Lademöglichkeiten.