Ein Jahr ASP: Gutes Krisenmanagement und starke Zusammenarbeit haben Afrikanische Schweinepest im RTK eingedämmt

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Veterinärwesen

Ämterübergreifende Zusammenarbeit von Veterinäramt, Verwaltung, Jägerschaft, Forst und Katastrophenschutz in ASP-Krisenstab verhindert weitere Ausbreitung des Virus im RTK / Kreisveterinäre koordinieren mit schneller Reaktionsfähigkeit Maßnahmen vor Ort – von der Probenentnahme bis zur Risikobewertung / Jägerschaft unterstützt mit speziell ausgebildeten Kadaversuchhundeteams weiterhin im Rahmen der Seuchenfrüherkennung

Der erste Fall ist jetzt ein Jahr her – Mitte Juni 2024 wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) erstmals in Hessen bei einem verendeten Wildschwein im Kreis Groß-Gerau festgestellt. Knapp ein halbes Jahr später, am 14. Dezember, wurde der Erreger zum ersten Mal im Rheingau-Taunus-Kreis bei einem Wildschwein auf der Grünaue nahe der B42 nachgewiesen. Insgesamt 42 ASP-positive Wildschweinkadaver wurden seitdem im Rheingau-Taunus-Kreis geborgen, der letzte Fund datiert vom 28. Februar 2024. Seither ist der RTK frei von neuen Nachweisen – ein Zeichen dafür, dass das umfassende Krisenmanagement des Landkreises wirkt. Doch die Lage bleibt angespannt, die Gefahr ist noch nicht gebannt: Um als seuchenfrei zu gelten, muss der letzte positive Nachweis bei einem Wildschwein zwölf Monate zurückliegen.

Landrat Sandro Zehner zieht eine positive Bilanz: „Der gemeinsame Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit, verlässlicher Partnerschaften und eines entschlossenen Krisenmanagements mit großer finanzieller Unterstützung durch das hessische Landwirtschaftsministerium. Mein besonderer Dank gilt dem Veterinäramt, unserer Jägerschaft und den Landwirten für die sehr gute und stets konstruktive Zusammenarbeit, trotz großer Anspannung. Danke auch an alle Bürgerinnen und Bürger, die unsere Maßnahmen unterstützen. Auch wenn es bei uns im Rheingau-Taunus-Kreis glücklicherweise keine neuen positiven Fälle gab und damit die Gefahr schnell vergessen wird: Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Die Seuche ist im Rheingau-Taunus-Kreis zwar eingedämmt, aber in der Region noch nicht besiegt. Wir müssen weiter wachsam sein.“

Ämterübergreifend: ASP-Krisenstab effizient organisiert

Der Rheingau-Taunus-Kreis setzte frühzeitig, direkt nach seinem ersten Seuchenfund im Dezember, auf einen interdisziplinären ASP-Krisenstab, in dem Veterinäramt, Verwaltung, Jägerschaft, Forst, Katastrophenschutz und weitere Akteure bis heute eng zusammenarbeiten. „Diese enge Abstimmung – über Ämter- und Zuständigkeitsgrenzen hinweg – war entscheidend dafür, dass schnell gehandelt, effizient organisiert und zielgerichtet reagiert werden konnte“, erklärt der Leiter des ASP-Krisenstabs und Bereichsleiter Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt, Ralf Bachmann. 

Im Zuge der Seuchenbekämpfung wurden unterschiedliche Maßnahmen angeordnet. Darunter fielen die Einrichtung von Sperrzonen und besondere Auflagen für Landwirte, insbesondere Schweinehalter. Jagdverbote nach Ausbruch der Seuche im Kerngebiet und spezielle Meldepflichten für die Jägerschaft sowie Leinenpflicht und Wegegebote für Hundebesitzer und Wanderer traten in Kraft. Für erlegtes Wild richtete der RTK drei Sammelstellen mit Dekontaminationsanlagen für die Fahrzeuge der Jäger ein. 

Veterinäramt als fachliches Rückgrat des ASP-Krisenstabs

Das Veterinäramt des Rheingau-Taunus-Kreises ist bis heute das fachliche Rückgrat des ASP-Krisenstabs. Seit dem ersten Fund eines von der Seuche befallenen Wildschweins im Kreis Groß-Gerau vor einem Jahr hat das Team des Veterinäramtes mit hoher Expertise und großem Engagement verschiedene Maßnahmen zum Schutz vor der Seuche und schließlich zur Bekämpfung vor Ort – von der Probenentnahme bis zur Risikobewertung – koordiniert. 

Inzwischen sind aus JagdVERboten JagdGEbote geworden, um die Wildschweinbestände in infizierten Zonen zu reduzieren und mögliche Infektionsketten zu unterbrechen. „Zu hohe Populationsdichten fördern eine Seuchenausbreitung“, erklärt RTK-Veterinärin Dr. Helen Buchholz das inzwischen vielerorts im Rheingau-Taunus-Kreis geltende verstärkte Jagdgebot. Der Kreis zahlt gemeinsam mit dem Land Hessen Prämien für erlegtes Schwarzwild. Man habe sich aber bei dem Thema um eine möglichst ethische Lösung bemüht, so die Veterinärin weiter: „Während die Prämie vielerorts an einen ,Verwurf‘ des Tierkörpers geknüpft ist, setzen wir bewusst darauf, dass auch die Tiere, die im Rahmen der Seuchenbekämpfung getötet werden, adäquat verwertet werden können. Natürlich achten wir darauf, dass jedes Stück Wildschweinfleisch und jedes Wildschweinprodukt erst nach negativem ASP-Testergebnis auf den Markt gelangen darf. Dennoch möchte ich noch einmal betonen, dass die Tierseuche für Menschen nicht ansteckend ist.“

Jägerschaft bringt sich mit hohem persönlichen Einsatz in Krisenstab ein

Aus heutiger Sicht haben alle Maßnahmen gebündelt die weitere Ausbreitung des Virus in das Hinterland verhindern können. Besonders die Jägerschaft brachte sich mit hohem persönlichen Einsatz und wertvollem Praxiswissen aktiv in den Krisenstab ein – ein Zusammenspiel, das Vorbildcharakter hat. Neben der Drohnensuche unterstützen die Jäger mit Kadaversuchhundeteams bei der Früherkennung in der Seuchenbekämpfung: Acht Hundeführer aus der Jägerschaft haben Ende April 2025 im Rheingau-Taunus-Kreis erfolgreich ihre Prüfung bestanden und stehen dem Landkreis im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest zur Verfügung.

Land Hessen unterstützt fachlich, finanziell und organisatorisch

Auch das Land Hessen, insbesondere das von Ingmar Jung geführte Hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium (HMLU), unterstützte den Rheingau-Taunus-Kreis mit großem Einsatz – fachlich, finanziell und organisatorisch. Dies ermöglichte unter anderem den Bau eines zwölf Kilometer langen Festzauns entlang des Rheins von Wiesbaden bis Rüdesheim, der als Barriere gegen eine Einschleppung des Virus über den Fluss dient. Ein parallelverlaufender Festzaun, der den Hinterlandswald vom Rheintal abschirmen soll, ist geplant. Der Kreis investiert viel, um ein weiteres Vordringen der Seuche zu verhindern.

Leinenpflicht und Wegegebot: Bevölkerung agiert umsichtig

Ein wichtiger Erfolgsfaktor war und ist zudem der umsichtige Umgang der Bevölkerung mit der Situation. Durch die konsequente Einhaltung der Leinenpflicht, das Meiden von Schutzgebieten und Verständnis für notwendige Einschränkungen haben Bürgerinnen und Bürger aktiv zur Stabilisierung der Lage beigetragen.