Die Frauen tauchten zunächst gar nicht auf

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Integration

Kooperationspartner der Stiftung CITOYEN, vom Hessischen Integrations­ministerium und vom Rheingau-Taunus-Kreis er­öffnen Büro für das Projekt „Frauen kommen an 2“ in Id­stein / Fokus auf die weiblichen Flüchtlinge


Kooperationspartner der Stiftung CITOYEN, vom Hessischen Integrationsministerium und vom Rheingau-Taunus-Kreis eröffnen Büro für das Projekt „Frauen kommen an 2“ in Idstein / Fokus auf die weiblichen Flüchtlinge

„Als die Flüchtlingswelle 2015 Deutschland und damit auch den Rheingau-Taunus-Kreis erreichte, standen erst einmal die angekommenen Männer im medialen Fokus. Ihnen wurde jede Aufmerksamkeit geschenkt. Die Frauen tauchten in der Betrachtung zunächst gar nicht auf“, erinnern sich die Vorsitzende der Stiftung CITOYEN, Beate Gottschall, und die Referatsleiterin und WIR-Koordinatorin des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, Wiebke Schindel. Zumal die Migrantinnen in der Minderheit waren und sich um die Familien kümmern sollten. Bei der Entwicklung der Integrationsstrategie im Rheingau-Taunus-Kreis - nur ein Jahr später - war es unter den Initiatoren Jörg Weber, der aufforderte, gerade die beruflichen Kompetenzen von geflüchteten Frauen im Auge zu behalten, um diesen Perspektiven eröffnen zu können.

„Nur wer aus der Flüchtlingsunterkunft oder später aus der Wohnung herauskommt und auf eigenen Füßen stehen kann, durch die entstandenen, durch neue Kontakte Deutsch lernt, wird sich auch in unsere Gesellschaft rasch integrieren“, berichtet Landrat Frank Kilian heute. Und Kilian fährt fort: „Den Migrantinnen vermitteln, dass sie beruflich auch auf eigenen Füßen stehen können, dass sie über individuelle Fähigkeiten verfügen und daraus wiederum Selbstbewusstsein für ihren weiteren Lebensweg schöpfen können, das war unser Ziel.“

Bei der offiziellen Eröffnung der Büroräume für das Team des kreisweiten Projektes „Frauen kommen an 2 - Mentoring von geflüchteten Frauen zur Integration in Ausbildung und Arbeit“ in Idstein zeigte sich nun, wie recht Jörg Weber mit seinen Hinweisen damals hatte, Frauen in den Fokus zu rücken. In den vergangenen zwei Jahren wurde das sogenannte Hamnet-Verfahren zur Kompetenzfeststellung von motorisch und von handwerklichen Fähigkeiten bei zirka 75 jungen Frauen - auch dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung CITOYEN aus Frankfurt - erfolgreich angewandt. Wie ein wahrlich eindrucksvoller Film zeigt, der den Projektablauf am Beispiel zweier junger, aus Afghanistan und Syrien geflüchteter Frauen dokumentiert, sind Migrantinnen, die sich 2017/18 diesem Verfahren stellten, heute auf einem guten Weg, sich in Deutschland zu integrieren. : Eine der jungen Frauen, die 2015 aus Kabul nach Deutschland kam, macht beispielsweise eine Ausbildung in einem namhaften Hotel mit Restaurant m Kreis, eine 19-jährige aus Syrien begann unlängst ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Das sind Erfolgsgeschichten, so der Film.

Laut Wibke Schindel haben die geflüchteten Frauen in ihrem neuen Umfeld schwere Startbedingungen, da sie in ihren Heimatländern oft keine Ausbildung genießen konnten, bzw. sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern hatten. „Dank der Kompetenzfeststellung steht fest: „Das Potential ist da und ich bin begeistert, welche Erfolge das Projekt in diesen zwei Jahren schon gezeigt hat.“ Auch Beate Gottschall unterstrich die Bedeutung von „Frauen kommen an“: „Wir waren von der Intention des Projektes von der ersten Minute an überzeugt, haben die einzelnen Schritte begeistert verfolgt, und halten das Projekt nach wie vor für unterstützungswürdig. Wir möchten geflüchteten Frauen berufliche Perspektiven aufzeigen und sie bei ihrem Weg in ein selbstständiges Leben unterstützen“, betonte die Vorsitzende der Stiftung CITOYEN, die auch dem Idsteiner Bürgermeister Christian Herfurth dankte, der es ermöglichte, dass die Büroräume in der Schulgasse in Idstein dem Team um Dr. Ildikò Szelecz zur Verfügung gestellt werden konnten.

Wie Ildikò Szelecz betont, werden auch weiterhin junge Migrantinnen auf ihre handwerklich-motorischen Fähigkeiten und Kompetenzen getestet. Im Nachfolgeprojekt ist der Fokus auf die Vermittlung von Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätzen gerichtet. Getragen und finanziert werden die Projekte von Kreis, Stiftung CITOYEN und dem Hessischen Sozialministerium, umgesetzt vom „Netzwerk Leben Rhein Main“. Mit eingebunden sind WIR-Koordination und die Kommunale Koordinierung Bildungsangebote für Neuzugewanderte.

Im Projekt „Frauen kommen an 2“ werden nun Frauen mit Fluchterfahrung, die im Rheingau-Taunus- Kreis leben, von qualifizierten ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren bei der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit individuell begleitet und unterstützt, wie Dr. Ildikò Szelecz berichtet: „Die teilnehmenden Frauen haben ganz unterschiedliche berufliche Biografien und Hintergründe und benötigen deshalb eine speziell auf sie abgestimmte Begleitung. Dafür werden die Mentorinnen und Mentoren von uns kostenfrei geschult und professionell begleitet.“ Als Anlaufstelle dient das Büro im Haus der älteren Mitbürger in der Schulgasse in Idstein. Ildikò Selecz: „Hier finden wir beste Voraussetzungen, um die Beratungen und Schulungen durchzuführen.“ 17 Mentorinnen und Mentoren haben die Schulung erfolgreich absolviert und konnten während der Büroeinweihung ihre Urkunden in Empfang nehmen. Die nächste Schulung von Mentorinnen und Mentoren findet im Rheingau statt