Diagnose von COVID-19

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Gesundheit

Kreis-Gesundheitsamt erläutert unterschiedliche Untersuchungsergebnisse

Kreis-Gesundheitsamt erläutert unterschiedliche Untersuchungsergebnisse

Bei der an COVID-19 erkrankten Bewohnerin des Seniorenheims „Am Ehrenmal“ in Taunusstein-Hahn wurde die Diagnose anhand eines eindeutigen radiologischen Befundes gestellt. Deshalb hat das Kreis-Gesundheitsamt sofort die laut Infektionsschutzgesetz erforderlichen Schutzmaßnahmen mit der Leitung der Senioreneinrichtung erörtert, die auch unverzüglich umgesetzt wurden. Zusätzlich zu den bereits vor der Diagnose vom Seniorenheim getroffenen Schutzmaßnahmen, wie das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, wurden den Pflegekräften am Wochenende medizinische FFP2-Masken vom Rheingau-Taunus-Kreis zur Verfügung gestellt, um die Bestände, die das Pflegeheim bereits bevorratet hatte, zu ergänzen. Damit werden die Pflegekräfte und auch die übrigen Heimbewohner in der aktuellen Situation bestmöglich geschützt. Weiterhin werden alle Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, das Personal sowie die Reinigungskräfte im Lauf der nächsten Tage auf das neue Corona-Virus getestet.

Der bei der Patientin abgenommene Abstrich war zunächst negativ ausgefallen. Mit einer CT-Untersuchung der Lunge bestätigte sich der Corona-Verdacht jedoch. Diese Konstellation ist eher selten, aber je nach Verlauf der Erkrankung nicht ungewöhnlich.

Wie es zu solchen unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann, erläutert die Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes, Dr. Renate Wilhelm. „Für ein eindeutiges Untersuchungsergebnis des Abstriches ist unter anderem der Zeitpunkt des Abstriches entscheidend. Bei Fällen, in denen der Beginn der Erkrankung bereits mehrere Tage zurückliegt, können die Abstriche von der Rachenhinterwand einen negativen Test zur Folge haben. Die Erkrankung ist dann nur über eine CT-Untersuchung der Lunge zu diagnostizieren. Auf dem CT-Bild ist aufgrund der Ausbreitung praktisch in der ganzen Lunge und des typischen radiologischen Bildes die Corona-Erkrankung eindeutig zu festzustellen.“

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft in den meisten Fällen ohne schwere Krankheitssymptome. Nach einer Ansteckung dauert es im Mittel fünf bis sechs Tage bis Symptome auftreten, die auch nur sehr leicht sein können. Wird in den ersten Tagen nach Symptombeginn ein Abstrich gemacht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das neue Corona-Virus auch nachzuweisen. Damit liegt dann ein positives Testergebnis vor. Ein CT der Lunge ergibt in diesem frühen Stadium keinen Erkenntnisgewinn, weil die Lunge höchstwahrscheinlich gar nicht erkrankt ist. Zudem entwickeln die allermeisten Patienten auch gar keine Lungenentzündung und überstehen die Erkrankung mit leichten oder moderaten Symptomen.

In einem kleineren Anteil der Fälle kommt es nach etwa sechs bis zehn Tagen zu einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Lungenentzündung, die, im Gegensatz zu den durch andere Erreger verursachten Lungenentzündungen, die ganze Lunge betreffen kann. Wurde nicht schon zu Beginn ein positiver Abstrich gewonnen, gelingt es in diesem weiter fortgeschrittenen Stadium manchmal nicht mehr, das neue Corona-Virus im Rachen nachzuweisen, weil es sich sozusagen in die tiefen Atemwege zurückgezogen hat. Einen Nachweis könnte man dann nur durch eine Lungenspiegelung erreichen, der aber für den Patienten sehr belastend ist und zudem keine Auswirkungen auf die notwendige Therapie hätte. Die Diagnose wird zu diesem Zeitpunkt durch den typischen Befund im CT der Lunge gestellt, was auch einen Zeitgewinn gegenüber einem möglicherweise negativen Abstrich ergibt. Diese Fälle bezeichnet man als klinisch bestätigte Fälle.

Das Gesundheitsamt des Kreises erfasst statistisch sowohl Corona-Infektionen, die aufgrund eines positiven Tests bekannt werden, als auch diejenigen, die klinisch festgestellt wurden, und meldet diese an das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG).
Sowohl in der täglichen Statistik des Landes Hessen als auch beim RKI werden in den veröffentlichten Zahlen momentan aufgrund der geltenden Falldefinitionen nur positive Abstriche erfasst.
Wegen der unterschiedlichen statistischen Erhebungen steht der Rheingau-Taunus-Kreis im Gespräch mit dem Land Hessen und dem HLPUG mit dem Ziel der Harmonisierung.