„Das ist ein Riesengewinn für unseren Kreis und für die Unternehmen im ÖPNV“
Ausbildung, Fortbildung
Berufliche Schulen Rheingau bekommen Zuschlag für Landesfachklasse „Fachkräfte im Fahrbetrieb“ / Kürzere Wege und niedrigere Hürden für Auszubildende / Wichtiger Beitrag für die Mobilitätswende im ländlichen Bereich
„Das ist ein Riesengewinn für unseren Kreis und für die Unternehmen im ÖPNV“, sagt Frank Engelhardt, Geschäftsführer vom Omnibusbetrieb Engelhardt GmbH in Heidenrod zum Start der Landesfachklasse für Fachkräfte im Fahrbetrieb an den Beruflichen Schulen Rheingau in Geisenheim. „Wir profitieren direkt davon, denn so finden wir schneller und leichter Nachwuchs.“
Gleich zwei junge Männer aus dem RTK haben in diesem Herbst ihre Ausbildung beim Omnibusbetrieb Engelhardt begonnen. Der 17-jährige Leon Gayer aus Niedernhausen kam nach einem Hauptschulabschluss und einem Berufsvorbereitungsjahr an der Berufsschule Untertaunus in Taunusstein-Hahn auf den Berufswunsch. Ausschlaggebend waren Gespräche mit Fahrern und zwei Praktika. „Ich finde es toll, unterwegs zu sein und mit Menschen reden zu können“, sagt er. Noch macht er den Autoführerschein, doch schon bald folgt – sobald er 18 wird – der große Schritt zum Busführerschein im Rahmen seiner Ausbildung.
Sein Kollege Mahad Mohamed Nuur (27) stammt aus Bad Schwalbach. Vor acht Jahren kam er aus Somalia nach Deutschland und arbeitete zuletzt bei der Entsorgung. „Ich hatte einen Job, aber keinen Beruf“, erzählt er. „Jetzt freue ich mich aufs Busfahren und den Kontakt mit den Fahrgästen.“ Beide Auszubildenden möchten nach ihrer Lehre im Unternehmen bleiben – ein Wunsch, der auch beim Arbeitgeber gut ankommt.
Ausbildung mit hohen Hürden
Denn der Weg zum Busführerschein ist in Deutschland besonders anspruchsvoll: 94 Pflichtstunden sind bei Auszubildenden unter 24 Jahren vorgeschrieben, bei Anfängern mit PKW-Führerschein B müssen es, je nach Dauer des Führerscheinbesitzes, zwischen 60 und 90 Stunden sein. Hinzu kommen Theorieprüfung und psychologische Untersuchung. Damit hebt sich Deutschland im europäischen Vergleich deutlich ab – während etwa in Österreich die Kosten bei rund 3.500 Euro liegen, belaufen sich die Ausgaben hierzulande auf 10.000 bis 14.000 Euro. „Das ist eine enorme Hürde für den Berufseinstieg“, erklärt Engelhardt. Sein Unternehmen übernimmt die Kosten für die Führerscheine der Auszubildenden – und tätigt damit eine Investition in die Zukunft.
Mobilität sichern – Nachwuchs fördern
Mit rund 80 Beschäftigten insgesamt (inkl. Touristik), davon ein Großteil mit Führerschein der Klasse D, ist der Linienverkehr das Hauptgeschäft von Engelhardt. Es wird ergänzt durch den Reisebusbereich. 4! Schon jetzt sei klar: „In wenigen Jahren gehen die ersten Fahrer bei uns in Rente, dann wird eine große Lücke entstehen. Umso wichtiger ist es, dass wir junge Menschen ausbilden können“, so Engelhardt weiter. Dazu gehört auch der eigene Fahrschulbus, mit dem die Azubis praxisnah trainieren können.
Der Rheingau-Taunus-Kreis stellt sich mit der Ansiedlung der Landesfachklasse zukunftssicher auf. Für die Auszubildenden vor Ort bedeutet das kürzere Wege und niedrigere Hürden – ein klarer Vorteil in einem Flächenlandkreis, in dem Mobilität eine zentrale Rolle spielt. Damit leistet die Region einen wichtigen Beitrag, damit die Mobilitätswende auch auf dem Land gelingen kann.
