Beraten, bevor es richtig brennt

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Erziehungsberatung

Die Erziehungsberatungsstellen im Rheingau-Taunus-Kreis haben einen hohen Bekanntheitsgrad und genießen große Akzeptanz. Das geht aus der aktuellen Fallstatistik für das Jahr 2011 hervor, deren Ergebnisse Jugenddezernen

Die Erziehungsberatungsstellen im Rheingau-Taunus-Kreis haben einen hohen Bekanntheitsgrad und genießen große Akzeptanz. Das geht aus der aktuellen Fallstatistik für das Jahr 2011 hervor, deren Ergebnisse Jugenddezernentin Monika Merkert heute vorstellte.

Demnach suchen 60 Prozent der Klienten aus Eigeninitiative die Beratungsstellen auf. Ein Vertrauensbeweis für die hervorragende Arbeit, die in den Erziehungsberatungsstellen geleistet wird. "Damit erreichen wir die Familien noch bevor Probleme beispielsweise in Kindertagesstätten oder Schulen auftreten, die eine Beratungsempfehlung notwendig machen würden", so Jugenddezernentin Monika Merkert.

Schwerpunkt der Arbeit ist die Beratung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Eltern. "Wenn es gelingt, frühzeitig und nachhaltig Fehlentwicklungen entgegen zu wirken, können langwierige, kostspielige und damit oft nur noch schwer veränderbare Beeinträchtigungen abgewendet werden. Um dies umzusetzen, leisten die Erziehungsberatungsstellen umfangreiche Präventionsarbeit in Kooperation mit Kindertagesstätten", teilt die Dezernentin weiter mit.

Bundesweit steigend ist die Anzahl der Inanspruchnahme von Erziehungsberatung bei gleichzeitigem Rückgang der Kinderzahlen in den letzten 20 Jahren. 1993 wurden von 10.000 Minderjährigen 111 durch eine Erziehungsberatungsstelle gefördert, 2010 waren es 219 Beratungen. Eltern haben heute - anders als Eltern aus vorangegangenen Generationen - in ihrer eigenen Lebensgeschichte weniger Erfahrung mit Kindern. Großfamilien sind Ausnahmen und so haben Erwachsene wenig Kontakt zu Kindern, bevor sie selbst Eltern werden. Daraus können Unsicherheit und tatsächliche oder empfundene Überforderung resultieren, die eine Beratung erforderlich machen. Diese Situation trifft auch auf den Rheingau-Taunus-Kreis zu.

Das flächendeckende Angebot im Rheingau-Taunus-Kreis mit den beiden Standorten in Rüdesheim und Idstein sowie Außensprechstunden in Bad Schwalbach, Eltville, Taunusstein, Heidenrod-Langschied und Aarbergen-Holzhausen bietet für alle Bürgerinnen und Bürger ortsnahe Beratungsmöglichkeiten.

Beim Beratungsbedarf fällt auf, dass der Mädchenanteil mit zunehmendem Alter steigt. Im Alter zwischen 12 und 18 Jahren nehmen 20 Prozent aller Mädchen dieses Angebot wahr. Die Ursachen, die beispielsweise durch familiäre Konflikte, auffälliges Sozialverhalten oder in schulischen oder beruflichen Problemen zu finden sind, haben sich im Vergleich zu 2010 jedoch nicht signifikant verändert.

Einen weiteren Schwerpunkt der Beratungstätigkeit bildet die Arbeit mit strittigen Eltern. Zunehmend verweisen die Familiengerichte diese Fälle an die Beratungsstellen. Dort werden die Familien in Kooperation mit dem Fachdienst Jugendhilfe betreut.

"Die frühzeitige Erkennung von Problemen und deren Lösung in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberatungsstellen verhindert in vielen Fällen weitere, kostenintensive Therapien", verdeutlicht Monika Merkert. Eine Untersuchung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung hat ergeben, dass die Erziehungsberatung eine effektive und kostengünstige Alternative zu vielen anderen Jugendhilfemaßnahmen ist. Demnach liegen die Kosten von 1.300 Euro pro Fall weit unter den Kosten für ambulante Hilfen (7.000 bis 9.000 Euro) oder einer stationären Unterbringung, die zwischen 30.000 und 80.000 Euro kostet. Die Untersuchung stützt sich auf Daten des Jahres 2009.

"Ebenso wurde in der Untersuchung aufgezeigt, dass durch Erziehungsberatung die Anzahl der stationären Unterbringung von Jugendlichen verringert werden konnte, was eine weitere Kostenreduzierung bedeutet", berichtet Monika Merkert abschließend.